Teilprojekt C02 Pulver-Desoxidation

Der Einsatz metallischer Pulver in der sauerstofffreien Produktion erfordert eine vollständige und permanente Desoxidation der Partikeloberflächen, was hier in einer plasma-unterstützen Wirbelschicht mit reduzierenden Gasen erfolgt. In der ersten Förderperiode wurden verfahrenstechnische Aspekte wie die Fluidisierung der Pulver und die Kopplung von Plasma-Generator mit der Wirbelschicht an gut zu desoxidierenden Kupferpulvern untersucht. In der zweiten Förderperiode soll die Desoxidation von stärker sauerstoffaffinen Partikeln wie Titan und Titanlegierungen und die Handhabung der desoxidierten Pulver erforscht werden. Dabei steht auch die Wirkung der Zugabe von gezielten Dotierungen mit Nanopartikeln aus SiO2 oder Titan auf die Fließfähigkeit und mögliche autokatalytische Effekte auf die Desoxidation im Fokus.

Ausgangslage

Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus (links) und Foto des realen Aufbaus (rechts) zur Desoxidation von Metallpulvern

Metallische Pulver werden in zahlreichen Fertigungsverfahren (z. B. Additive Fertigung und Beschichtung) als Zusatz- oder Ausgangswerkstoffe eingesetzt. Jedoch neigen sie dazu, an der Luft meistens eine natürliche Oxidschicht zu bilden, welche die Weiterverarbeitung und die Qualität der Endprodukte negativ beeinflussen kann. Daher ist es erforderlich, dass diese Oxidschicht vor ihrem Einsatz in der sauerstofffreien Produktion entfernt wird. In einer früheren Arbeit haben wir versucht, die Oberfläche eines Cu Pulvers mit Varigon H10 (90 % Argon/10 % H2) thermisch und plasma-chemisch zu desoxidieren. Eine thermische Desoxidation in einer H2-Atmosphäre könnte eine vielversprechende Alternative sein, aber nur für Metalle mit geringer Sauerstoffaffinität, wie Cu, geeignet. Für stark sauerstoffaffine Metalle wie Ti ist die erforderliche Desoxidationstemperatur unter H2-Atmosphäre so hoch, dass das Pulver bereits vor der vollständigen Desoxidation sintern würde. Bei der Verwendung von H2 besteht auch die Gefahr, dass erhöhte Temperaturen zu einer verstärkten Versprödung der Metallpulver durch die Einbindung von Wasserstoff führt. Aus dem Ellingham-Diagramm lässt sich ableiten, dass H-Ionen und atomarer Wasserstoff schon bei Raumtemperatur genügend Potential haben, um die meisten technisch relevanten Metalle wie Ti, Cu, Al, Fe, usw. zu desoxidieren. Die aktivierten H-Spezies lassen sich in einem nicht-thermischen Dielectric Barrier Discharge (DBD)-Plasma erzeugen. Allerdings erwiesen sich die Lebensdauern der aktivierten Spezies als sehr kurz (1-10 μs für ionische H2 und 1-10 ms für atomare H2), so dass die Transportzeit minimiert werden musste. Aufgrund des starken Sinterwachstums der Partikel bei direkter Plasma-Exposition sowie der Destabilisierung des Plasmas durch das Vorhandensein der Partikeln wurde beim Design des DBD-Plasmareaktor eine Trennung zwischen der Plasmazone und die Wirbelschichtzone vorgenommen. Die aktivierte H2-Spezies wird zuerst in der Plasmazone generiert und dann mit dem Trägergas in die Wirbelschichtzone transportiert. Plasma-chemische Desoxidationsversuchen in der früheren Arbeit zeigten, dass der Abstand zwischen Plasmazone und Wirbelschichtzone noch weiter verkürzt werden muss, um sicherzustellen, dass die gewünschten aktiven Spezies innerhalb ihrer Lebensdauer zur Pulveroberfläche transportiert werden können. Aus diesem Grund wurde ein neuen Plasmareaktor entwickelt. Herr Dr. Thomas Gimpel vom EST Goslar fertigte eine mittels eines gepulsten Lasers perforierte Cu-Platte an, welche gleichzeitig als Gegenelektrode für das DBD-Plasma und als Boden für die Wirbelschicht dient. Durch diesen Aufbau werden die Plasma- und die Wirbelschichtzone getrennt und gleichzeitig Transportzeiten von deutlich unter 0,1 ms realisiert.

Die Erfahrungen mit dem Design der Wirbelschicht sowie den verwendbaren Materialien bilden die Basis für eine größere Anlage, deren Realisierung im Austausch mit den Projektpartnern (Teilprojekte A02, A03, B02) in Arbeit ist.

Im Vergleich zu früheren Arbeiten wurde auch die Methode zur Bestimmung des Desoxidationsgrad verbessert. Während früher als einfache aber weniger präzise Methode die Schüttdichte der Pulver verwendet wurde, konnte durch die Entwicklung der sogenannten „Powder Photoelectron Current Spectroscopy“ (PPCS) ein sehr oberflächenempfindliche Messmethode etabliert werden, mit welcher die Austrittsarbeit (engl. work function, WF) des Pulvers vor und nach der Desoxidation gemessen werden kann. Dabei dient die WF als Indikator für Desoxidationsgrad.

Ziele

In der zweiten Förderperiode soll ein Übergang zu nochmals anspruchsvolleren Desoxidationsaufgaben erfolgen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die Desoxidation von Titan-Pulver gelegt, das eine wesentlich höhere Sauerstoffaffinität als Kupfer aufweist. Aber auch legierte Pulver, die in der additiven Fertigung eingesetzt werden, stehen im Fokus. Hinsichtlich der Verarbeitbarkeit der desoxidierten Pulver führen die verstärkten Haftkräfte zu einer geringeren Fließfähigkeit, was zum Beispiel für die Pulverförderung in den Prozessen beim thermischen Spritzen in Teilprojekt B02 und der additiven Fertigung in Teilprojekt A02 zu beachten ist. Daher soll untersucht werden, wie die Fließfähigkeit der desoxidierten Pulver durch die Zugabe von Fließhilfsstoffen, die möglichst wenig Einfluss auf die Qualität des Produktes nehmen, gesteigert werden kann. In diesem Zusammenhang soll die Wirkung von SiH4 in der Wirbelschicht erforscht werden.

Wie in eigenen Vorarbeiten gezeigt lassen sich aus Monosilan in einem DBD-Plasma auf vorhandenen Partikeln Siliziumschichten aufbringen. Dieser Mechanismus soll erforscht werden, um durch die Kontrolle der Menge an zugegebenem Monosilan die Partikel gezielt mit Si-Patches zu beschichten, welche die Handhabbarkeit der Pulver verbessern und eventuell auch für eine Dispersionshärtung genutzt werden könnten. Das übergeordnete Ziel dieses Teilprojektes in der zweiten Förderperiode ist es, die Pulver-Desoxidation auf einem technischen Maßstab für im SFB anwendungsrelevante Pulver zu realisieren und ihre Handhabungseigenschaften, wie z. B. ihre Fließfähigkeit, zu verbessern.


Veröffentlichungen

Zeitschriftenbeiträge, begutachtet

  • Shaban, M., Merkert, N., van Duin, A. C. T., van Duin, D., Weber, A. P. (2024): Advancing DBD Plasma Chemistry: Insights into Reactive Nitrogen Species such as NO2, N2O5, and N2O Optimization and Species Reactivity through Experiments and MD SimulationsEnvironmental science & technology 58, pp. 16087–16099
    DOI: 10.1021/acs.est.4c04894
  • Olszok, V., Bierwirth, M., Weber, A. P. (2023): Creation of Gases with Interplanetary Oxygen Concentration at Atmospheric Pressure by Nanoparticle Aerosol Scavengers: Implications for Metal Processing from nm to mm RangeACS Applied Nano Materials 6, pp. 1660–1666
    DOI: 10.1021/acsanm.2c04585
  • Szafarska, M., Olszok, V., Holländer, U., Gustus, R., Weber, A. P., Maus-Friedrichs, W. (2023): Gas Phase Reaction of Silane with Water at Different Temperatures and Supported by PlasmaACS Omega 8, pp. 8388–8396
    DOI: 10.1021/acsomega.2c07209
  • Bierwirth, M., Olszok, V., Wollmann, A., Weber, A. P. (2022): A new coupling setup of DMA, CPC and sp-ICP-MS with increased versatilityJournal of Aerosol Science 163, p. 105983
    DOI: 10.1016/j.jaerosci.2022.105983
  • Plack, A., Bierwirth, M., Weber, A. P., Gunkelmann, N. (2022): Experimental and atomistic study of high speed collisions of gold nanoparticles with a gold substrate: Validation of interatomic potentialsJournal of Aerosol Science 159, p. 105846
    DOI: 10.1016/j.jaerosci.2021.105846
  • Bierwirth, M., Gensch, M., Weber, A. P. (2021): Influence of the Impaction Angle on the Triboelectric Charging of Aerosol NanoparticlesChemie Ingenieur Technik
    DOI: 10.1002/cite.202000196

Konferenzbeiträge, nicht begutachtet

  • Aslan, N., Bierwirth, M., Wollmann, A., Olszok, V., Weber, A. P. (2023): Desoxidation von gasgetragenen PulvernIn: Clausthaler Zentrum für Materialtechnik (Hg.): Tagungsband 4 . Symposium Materialtechnik. Düren: Shaker Verlag.
    DOI: 10.21268/20230711-5
    ISBN: 978-3-8440-9105-2
  • Szafarska, M., Gustus, R., Maus-Friedrichs, W., Olszok, V., Weber, A. P. (2023): Untersuchung der Reaktivität von gasförmigem Silan und Wasser bei verschiedenen TemperaturenIn: Clausthaler Zentrum für Materialtechnik (Hg.): Tagungsband 4 . Symposium Materialtechnik. Düren: Shaker Verlag.
    ISBN: 978-3-8440-9105-2
Alle Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches

Teilprojektleiter

Prof. Dr. rer. nat. Alfred Weber
Adresse
TU Clausthal
Leibnizstraße 19
38678 Clausthal-Zellerfeld
Prof. Dr. rer. nat. Alfred Weber
Adresse
TU Clausthal
Leibnizstraße 19
38678 Clausthal-Zellerfeld

Teilprojektbearbeiter

Shukang Zhang
Adresse
TU Clausthal
Leibnizstraße 19
38678 Clausthal-Zellerfeld
Shukang Zhang
Adresse
TU Clausthal
Leibnizstraße 19
38678 Clausthal-Zellerfeld