Teilprojekt C05 Fügesimulation

Mit Hilfe von Molekulardynamiksimulationen soll der Einfluss von Oxidschichten auf die physikalischen Eigenschaften der Bindung von Fügepartnern in Kontaktzonen am Beispiel des Walzplattierens grundlegend untersucht werden. Es sollen Prozessbedingungen identifiziert werden, die zu besonders hochwertigen, stoffschlüssigen Verbindungen führen. Die grundlegenden Abhängigkeiten der Verbundfestigkeit von Sauerstoffkonzentration, Temperatur und Oxidschichtdicke sollen für Grenzflächen untersucht werden. Die Härte der beteiligten Werkstoffe als Kennzahl für die Qualität der Fügeverbindung wird mittels Nanoindentation experimentell bestimmt und mit Simulationswerten verglichen.

Ausgangslage

Schema des Kontakts zweier Verbundstoffe beim Fügen

Beim Fügen bestimmt eine Vielzahl physikalischer und chemischer Prozesse die Festigkeit der entstehenden Verbindung. Eine analytische Vorhersage des Fügeprozesses ist damit nicht mehr ad hoc möglich, da kleine Variationen in der chemischen Zusammensetzung den Oberflächenzustand deutlich verändern und damit bereits zu großen Veränderungen des Fügeprozesses führen können.

Beim Fügen durch Kaltwalzplattieren spielt die Oxidation der Oberflächen der Fügepartner eine wichtige Rolle. Dies ist vor allem für Leichtbauwerkstoffe wie Aluminiumlegierungen relevant, bei denen sich sogar unter Hochvakuumbedingungen binnen Sekunden eine Oxidschicht ausbildet. Selbst geringe Verunreinigungen der Oberflächen durch Oxidschichten beeinflussen die Adhäsionskräfte beim Walzplattieren und können schlimmstenfalls eine Verbindung der Oberflächen verhindern. In der Folge ist eine zusätzliche werkstoffspezifische Wärmebehandlung nötig, um stoffschlüssige Verbindungen zu generieren.

Ziele

Im Projekt soll der Einfluss der Oxidschichten auf die physikalischen Eigenschaften der Bindung der Fügepartner in der Kontaktzone am Beispiel des Walzplattierens mittels atomistischer Simulationen grundlegend untersucht werden. Durch die mikroskopische Modellierung mittels Molekulardynamik (MD) wird die große Anzahl physikalisch-chemischer Vorgänge der Makroskala auf die Wechselwirkung zwischen Atomen und Molekülen reduziert. Die Verwendung der MD-Methode zur Simulation des Sauerstoffeinflusses bietet sich an, da die Sauerstoffkonzentration im Modell durch Einstellung des Sauerstoffpartialdrucks beliebig variiert werden kann. Damit können die grundlegenden Abhängigkeiten der Fügequalität von der vom lokalen Desoxidationszustand simulativ bestimmt werden, was durch Experimente nicht zugänglich ist.

Simulierte Indentation in einen Fe-Kristall

Es sollen Prozessbedingungen gefunden werden, die zu besonders hochwertigen, stoffschlüssigen Verbindungen führen. Die grundlegenden Abhängigkeiten der Verbundfestigkeit von Sauerstoffkonzentration, Temperatur sowie Oxidschichtdicke und -morphologie sollen für Grenzflächen untersucht werden. Die Härte der beteiligten Werkstoffe in der Umgebung der Grenzfläche als Kennzahl für die Qualität der Fügeverbindung wird mittels Nanoindentation in Teilprojekt C03 experimentell bestimmt und mit Simulationswerten verglichen.


Veröffentlichungen

Zeitschriftenbeiträge, begutachtet

  • Raumel, S., Barienti, K., Luu, H.-T., Merkert, N., Dencker, F., Nürnberger, F., Maier, H. J., Wurz, M. C. (2023): Characterization of the tribologically relevant cover layers formed on copper in oxygen and oxygen-free conditionsFriction
    DOI: 10.1007/s40544-022-0695-5
  • Homann, S., Luu, H.-T., Merkert, N. (2022): Molecular dynamics simulations of the machining of oxidized and deoxidized titanium work piecesResults in Surfaces and Interfaces 9, p. 100085
    DOI: 10.1016/j.rsurfi.2022.100085
  • Luu, H.-T., Raumel, S., Dencker, F., Wurz, M., Merkert, N. (2022): Nanoindentation in alumina coated Al: Molecular dynamics simulations and experimentsSurface and Coatings Technology 437, p. 128342
    DOI: 10.1016/j.surfcoat.2022.128342
  • Plack, A., Bierwirth, M., Weber, A. P., Gunkelmann, N. (2022): Experimental and atomistic study of high speed collisions of gold nanoparticles with a gold substrate: Validation of interatomic potentialsJournal of Aerosol Science 159, p. 105846
    DOI: 10.1016/j.jaerosci.2021.105846
  • Luu, H.-T., Dang, S.-L., Hoang, T.-V., Gunkelmann, N. (2021): Molecular dynamics simulation of nanoindentation in Al and Fe: On the influence of system characteristicsApplied Surface Science 551, p. 149221
    DOI: 10.1016/j.apsusc.2021.149221
  • Rosandi, Y., Luu, H.-T., Urbassek, H. M., Gunkelmann, N. (2020): Molecular Dynamics Simulations of the Mechanical Behavior of Alumina Coated Aluminum Nanowires under Tension and CompressionRSC Advances 10 (2020), pp. 14353–14359
    DOI: 10.1039/D0RA01206H

Dissertationen

  • Luu, H. T. (2023): Molecular dynamics simulations of plastic deformation in iron and aluminumDissertation, Technische Universität Clausthal
    DOI: 10.21268/20230214-0

Verschiedenes

  • Gunkelmann, N., Luu, H.-T. (2021): Molekulardynamik-Simulationen von Grenzflächenphänomenen in sauerstofffreier Atmosphäre (Vortrag)4. Symposium Materialtechnik des CZM
  • Luu, H. T., Rosandi, Y., Urbassek, H., Gunkelmann, N. (2021): Atomistic Study of the Influence of Oxide Shell Layers on the Material (Vortrag)4. Symposium Materialtechnik des CZM
Alle Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches

Teilprojektleiterin/Teilprojektleiter

Jun. Prof. Dr. Nina Merkert (geb. Gunkelmann)
Adresse
TU Clausthal
Arnold-Sommerfeld-Straße 6
38678 Clausthal-Zellerfeld
Jun. Prof. Dr. Nina Merkert (geb. Gunkelmann)
Adresse
TU Clausthal
Arnold-Sommerfeld-Straße 6
38678 Clausthal-Zellerfeld

Teilprojektbearbeiterin/Teilprojektbearbeiter

Hoang-Thien Luu
Adresse
TU Clausthal
Arnold-Sommerfeld-Straße 6
38678 Clausthal-Zellerfeld
Hoang-Thien Luu
Adresse
TU Clausthal
Arnold-Sommerfeld-Straße 6
38678 Clausthal-Zellerfeld