Teilprojekt A06 Laserstrahllöten

Aluminiumwerkstoffe sind durch die vergleichsweise geringe Benetzbarkeit der Aluminiumoxidschicht, die sich in sauerstoffhaltiger Atmosphäre umgehend ausbildet, schlecht lötbar. Die Verwendung von Flussmitteln ist hinsichtlich ökologischer Aspekte problematisch. Ziel des Teilprojekts ist daher ein kombinierter Laserstrahllötprozess mit vorhergehender laserstrahlbasierter Entfernung der Oxidschicht in XHV-adäquater Atmosphäre, der die Oxidfreiheit der Oberfläche für den Lötprozess aufrechterhält. Die zentrale Aufgabenstellung ist die Generierung eines grundlegenden Verständnisses hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Prozessparametern und dem makroskopischen Benetzungswinkel sowie der mikroskopischen Desoxidation.

Ausgangslage

Einfluss lokaler silandotierter Atmosphäre (unten) im Vergleich zu einer unter Argonatmosphäre gelöteten Naht mit artgleichem Lötdraht

Das Laserstrahlhartlöten von Aluminiumwerkstoffen unterliegt aufgrund der stabilen und schnell wachsenden Aluminiumoxidschichten großen Herausforderungen in der Prozesshandhabung. Hauptursache ist die schlechte Benetzbarkeit der Aluminiumoberfläche durch das Lot aufgrund der hohen Oberflächenspannung. Dies führt zu Anbindungsproblemen im Prozess. Aus diesem Grund muss die Oxidschicht vor dem Lötprozess entfernt und die Oberfläche vor erneuter Oxidation geschützt werden.

Die Entfernung der Oxidschicht wird bisher z. B. mit dem Einsatz von stark korrosiven Flussmitteln oder mechanischer Bearbeitung der Oberfläche realisiert. Die Verwendung von Flussmitteln ist dabei unter der Berücksichtigung von Arbeitssicherheit und ökologischen Aspekten problematisch und erfordert überdies eine Nachbearbeitung und Reinigung der Lötnähte. Die mechanische Entfernung der Oxidschicht umgeht diese Probleme zwar, jedoch bildet sich die Oxidschicht nach der Entfernung an Umgebungsluft praktisch sofort neu. Inertgase wie kommerziell verfügbares Argon können die Neubildung aufgrund des vorhandenen Restsauerstoffgehalts ebenfalls nicht verhindern.

Ziele

Ziel des beantragten Vorhabens ist daher die Entwicklung eines Verfahrens zum Laserstrahlhartlöten von Aluminiumlegierungen ohne den Einsatz korrosiver Flussmittel durch Erzeugung von oxidfreien Oberflächen im Bereich der Lötnaht sowie die Analyse der wirksamen Mechanismen. Verbindungen dieser Art können aufgrund der oben genannten Nachteile der bisherigen Lösungsansätze nicht oder nur unzureichend erzeugt werden. Zur Validierung der Qualität der Lötnähte in Abhängigkeit von der Oxidschichtentfernung vor dem Lötprozess, soll zunächst die Kontaktwinkelmessung (angestrebte Winkel < 30° bei guter Anbindung ohne Fehlstellen) zur Bestimmung der Benetzungsfähigkeit als zentrale Bewertungsgröße herangezogen werden.

Die Basis bildet die Entwicklung einer bisher nicht angewendeten Prozesskombination aus einer gepulsten Laserstrahlquelle zur aktiven Entfernung der Oxidschicht in Kombination mit einem herkömmlichen Laserstrahllötprozess unter lokaler Zuführung eines Silan-Argon-Gemisches zum vollständigen Abbinden des Restsauerstoffs in der Prozessumgebung. Damit können die desoxidierten Oberflächen bis zur Benetzung oxidschichtfrei gehalten und die Lötnähte auf oxidschichtfreier Oberfläche erzeugt werden. Zur Überprüfung dieser Annahme können röntgenphotonenelektronen- und augerelektronenspektroskopische Aufnahmen (XPS- und AES-Messungen) der obersten Schichten (10 nm) Aufschluss über die Elementverteilung und die Anwesenheit von Oxiden in den besagten Bereichen geben. Zusätzlich zeigen Tiefenprofilanalysen von gereinigten Aluminiumoberflächen die Art und Qualität der Reinigungswirkung. Die entsprechenden Untersuchungen werden in Kooperation mit Teilprojekt S01 durchgeführt.


Veröffentlichungen

Zeitschriftenbeiträge, begutachtet

  • Aman, W., Nothdurft, S., Hermsdorf, J., Kaierle, S., Szafarska, M., Gustus, R., Maus-Friedrichs, W., Overmeyer, L. (2022): Influence of an oxygen-free atmosphere on laser beam brazing of aluminium with prior surface deoxidation by pulsed laser radiationProcedia CIRP 111, pp. 762–765
    DOI: 10.1016/j.procir.2022.08.122
  • Aman, W., Nothdurft, S., Hermsdorf, J., Kaierle, S., Szafarska, M., Gustus, R., Overmeyer, L. (2022): Laser beam brazing of aluminum alloys in XHV-adequate atmosphere with surface deoxidation by ns-pulsed laser radiationJournal of Laser Applications 34, p. 22005
    DOI: 10.2351/7.0000574

Zeitschriftenbeiträge, nicht begutachtet

  • Aman, W., Rinne, J., Nothdurft, S., Hermsdorf, J., Kaierle, S., Overmeyer, L. (2021): Flussmittelfreies Laserstrahlhartlöten von Aluminiumlegierungen in silandotierter ArgonatmosphäreSchweißen und Schneiden 73, pp. 635–639

Konferenzbeiträge, nicht begutachtet

  • Janthur, F.-L., Nothdurft, S., Hermsdorf, J., Kaierle, S., Overmeyer, L. (2023): Flussmittelfreies Laserstrahlhartlöten von Aluminiumlegierungen unter sauerstofffreier AtmosphäreIn: Clausthaler Zentrum für Materialtechnik (Hg.): Tagungsband 4 . Symposium Materialtechnik. Düren: Shaker Verlag.
    DOI: 10.21268/20230627-3
    ISBN: 978-3-8440-9105-2

Verschiedenes

  • Aman, W., Nothdurft, S., Hermsdorf, J., Kaierle, S., Overmeyer, L. (2021): Laser beam brazing of aluminum alloys in XHV adequate atmosphere with surface deoxidation by ns pulsed laser radiation (Vortrag)International Congress on Applications of Lasers & Electro-Optics ICALEO
Alle Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches

Teilprojektleiterin/Teilprojektleiter

Prof. Dr.-Ing. Stefan Kaierle
Adresse
Laser Zentrum Hannover
Hollerithallee 8
30419 Hannover
Prof. Dr.-Ing. Stefan Kaierle
Adresse
Laser Zentrum Hannover
Hollerithallee 8
30419 Hannover

Teilprojektbearbeiterin/Teilprojektbearbeiter

Finn Janthur
Adresse
Laser Zentrum Hannover
Hollerithallee 8
30419 Hannover
Finn Janthur
Adresse
Laser Zentrum Hannover
Hollerithallee 8
30419 Hannover