Teilprojekt A05 Walzplattieren

Innerhalb des Teilprojektes wird die Erzeugung stoffschlüssiger Verbunde unter XHV-adäquater Atmosphäre anhand des Kaltpressschweißens von Blechhalbzeugen erforscht. Die Verbundbildung erfolgt zunächst mittels Stauchversuchen, um geeignete Randbedingungen für ein späteres Walzplattieren abzuleiten. Untersuchungen zum Einfluss verschiedenartiger Desoxidationsmethoden, Umformbedingungen sowie Wärmenachbehandlungen sollen zur Erzeugung eines material- und prozessübergreifenden Verständnisses der Verbundbildung unter XHV-adäquater Atmosphäre dienen.

Ausgangslage

Aktuelles Modelverständnis zur Verbunderzeugung nach Bay (links) und Verschlechterung der Verbindungseigenschaften durch eingeschlossene Oxide (rechts) © Khemais Barienti, Institut für Werkstoffkunde

Das Walzplattieren ist ein Verfahren zur Herstellung von Werkstoffverbunden basierend auf einer Adhäsionsverbindung zwischen zwei oder mehreren Fügepartnern. Die möglichen Materialkombinationen sind jedoch insbesondere beim Plattieren unter kalten Prozessbedingungen stark eingeschränkt. Die Qualität des durch Kaltwalzplattieren hergestellten Materialverbundes ist in erster Linie von der Auswahl einer geeigneten Strategie der Materialvorbehandlung abhängig. Bereits geringe Verunreinigungen sowie dünne Oxidschichten im Kontaktbereich der Fügepartner reduzieren die Oberflächenenergie und erschweren infolgedessen die Bildung einer gleichmäßigen und stabilen Verbindungzone. Dies resultiert in einer Erhöhung der notwendigen Umformarbeit zur Erzeugung einer Materialverbindung, da die passivierenden Oxidschichten zunächst unter erhöhtem Kontaktdruck aufgebrochen werden müssen, um metallisch reine und reaktive Teiloberflächen freizulegen. Darüber hinaus ist in der Regel eine werkstoffspezifische thermische Nachbehandlung für die Einstellung geeigneter Endverbundfestigkeiten unerlässlich.

Ziele

Die Arbeitshypothese des Teilprojekts A05 basiert auf der Annahme, dass beim Kaltpressschweißen unter XHV-adäquaten Prozessbedingungen nach einer geeigneten Desoxidation die Neubildung von passivierenden Oxidschichten weitestgehend unterbunden wird. Um ein werkstoff- und prozessübergreifendes Verständnis über die Ursachen-Wirkungsbeziehung des XHV-adäquaten Kaltpressschweißens zu erarbeiten, soll innerhalb der ersten Förderperiode der Prozess des Kaltwalzplattierens grundlegend erforscht werden. Der einhergehende Erkenntnisgewinn soll perspektivisch das Plattieren von bisher nicht oder nur bedingt fügbaren Materialkombinationen bei gleichzeitig signifikanter Senkung des erforderlichen Umformgrads ermöglichen. Zudem soll das Potenzial ermittelt werden, bisher notwendige Wärmebehandlungsschritte einzusparen und damit die gesamte Fertigungskette zu verkürzen.

Erweiterung des Modellverständnisses zum Kaltpressschweißen unter XHV-adäquaten Bedingungen © Khemais Barienti, Institut für Werkstoffkunde

Innerhalb der durchzuführenden Forschungsarbeit sollen sowohl die Materialvorbehandlung als auch der anschließende Plattierprozess unter XHV-adäquater Atmosphäre erfolgen, um die Neubildung von Oxidschichten zu unterbinden. Für eine zielführende Realisierung dieses Vorhabens bedarf es zunächst einer Adaptierung existierender Reinigungs- und Desoxidationsansätze. Anschließend gilt es, die Verbundbildungsmechanismen beim Plattieren in einer XHV-adäquaten Atmosphäre grundlegend zu erforschen. Dazu sind zu Beginn Untersuchungen an der leicht plattierbaren Werkstoffpaarung Kupfer/Kupfer vorgesehen. Anschließend erfolgt eine Betrachtung von Verbunden wie Aluminium/Aluminium, die an sauerstoffhaltiger Atmosphäre eine sehr rasche Oxidneubildung bzw. Passivierung zeigen. Weiterführend soll die Herstellung von Verbunden aus rostfreiem Chrom-Nickel-Stahl/niedriglegiertem Stahl bzw. Stahl/Titan realisiert werden, die mit konventionellem Kaltpressschweißen bislang herausfordernd ist und häufig nur durch den Einsatz von geeigneten Zwischenschichten und anschließenden Wärmebehandlungen möglich ist. Darauf aufbauend soll ein materialübergreifendes Verständnis der festigkeitsbestimmenden Wirkmechanismen erarbeitet werden. In diesem Rahmen ist die Entwicklung einer systematischen Methodik zur mikrostrukturellen und mechanischen Verbundcharakterisierung vorgesehen, die teilprojektübergreifend zur Analyse und Bewertung der Verbunderzeugung eingesetzt werden kann.


Veröffentlichungen

Zeitschriftenbeiträge, begutachtet

  • Barienti, K., Werwein, S., Herbst, S., Maier, H. J., Nürnberger, F. (2023): A novel way to reduce the critical deformation for cold roll bondingManufacturing Letters 36, pp. 9–12
    DOI: 10.1016/j.mfglet.2022.12.006
  • Frolov, Y., Bobukh, O., Samsonenko, A., Nürnberger, F. (2023): Patterning of Surfaces for Subsequent Roll Bonding in a Low-Oxygen Environment Using Deformable Mesh InlaysJournal of Manufacturing and Materials Processing 7, p. 158
    DOI: 10.3390/jmmp7050158
  • Raumel, S., Barienti, K., Luu, H.-T., Merkert, N., Dencker, F., Nürnberger, F., Maier, H. J., Wurz, M. C. (2023): Characterization of the tribologically relevant cover layers formed on copper in oxygen and oxygen-free conditionsFriction
    DOI: 10.1007/s40544-022-0695-5
  • Hordych, I., Barienti, K., Herbst, S., Maier, H. J., Nürnberger, F. (2021): Cold Roll Bonding of Tin-Coated Steel Sheets with Subsequent Heat TreatmentMetals 11, p. 917
    DOI: 10.3390/met11060917
  • Raumel, S., Barienti, K., Dencker, F., Nürnberger, F., Wurz, M. C. (2021): Einfluss von Silan dotierten Umgebungsatmosphären auf die tribologischen Eigenschaften von TitanTribologie und Schmierungstechnik 68, pp. 5–13
    DOI: 10.24053/TuS-2021-0002

Konferenzbeiträge, nicht begutachtet

  • Barienti, K., Wolf, A.-M., Werwein, S., Herbst, S., Nürnberger, F. (2023): Kaltwalzpattieren unter XHV-adäquaten BedingungenIn: Clausthaler Zentrum für Materialtechnik (Hg.): Tagungsband 4 . Symposium Materialtechnik. Düren: Shaker Verlag.
    DOI: 10.21268/20230628-4
    ISBN: 978-3-8440-9105-2

Verschiedenes

  • Barienti, K., Herbst, S., Nürnberger, F. (2020): Kaltpressschweissen unter XHV-adäquater Atmosphäre beim Walzplattieren (Poster)In: Behrens, B.-A. (Hg.): Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Umformtechnik. 23. Umformtechnisches Kolloquium Hannover: 04.03.-05.03.2020. Garbsen: TEWISS Verlag, p. 151
Alle Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches

Teilprojektleiterin/Teilprojektleiter

Dr.-Ing. Florian Nürnberger
Adresse
An der Universität 2
30823 Garbsen
Gebäude
Raum
115
Adresse
An der Universität 2
30823 Garbsen
Gebäude
Raum
115

Teilprojektbearbeiterin/Teilprojektbearbeiter

M. Sc. Khemais Barienti
Adresse
An der Universität 2
30823 Garbsen
Gebäude
Raum
205
Adresse
An der Universität 2
30823 Garbsen
Gebäude
Raum
205